Sonntag, 28. Februar 2010

Die Welt da oben – Rundflug und Milchstraße am Lake Tekapo / Mount Cook 6.,7.,8. Februar

Bevor ich es vergesse, eine urige Begegnung aus Christchurch wollte ich noch schildern… in der Christchurch hat Jörn nämlich einen neuen Freund gefunden :) die beiden haben sogar E-Mail Adressen ausgetauscht. Und der Kirchen-Mitarbeiter hat uns etwas ganz besonderes gezeigt, ein Souvenir aus Deutschland, das man ihm bei seiner Europa-Reise in Köln geschenkt hat: ein Stück Dom. Ein dicker, alter Stein. Meine Güte, war der stolz darauf. Und ganz Christchurch ist stolz, denn der Brocken ist mit Ehrenurkunde in der Christchurch ausgestellt… ein Stück rheinische Heimat am anderen Ende der Welt, schon irre.

Aus Christchurch, wo wir unsere Westcoast-Schleife beendet haben, ging es an den Lake Tekapo. Dort standen nur Pflichten auf dem Programm :) knallharte Recherche, Interviews, Fotos machen. Ein hartes Leben nicht wahr? :) Und so wurde ich zu folgenden Aktivitäten quasi gezwungen:
1. Den Gletschersee erkunden und abfotografieren und die dort liegende Church oft he Good Shepherd, die Kirche, in der jährlich die meisten Hochzeiten statt finden, unter die Lupe nehmen.
2. Die Milchstraße mit bloßem Auge bestaunen – und mit Experten Sternbilder entdecken und Fotos vom Kreuz des Südens machen.
3. Einen Scenic Flight über den Lake, die Alpen und den höchsten Berg des Landes, Mount Cook, machen – und mich nett mit den Piloten unterhalten :)
Ihr seht – ein hartes Schicksal. Wenn ich von diesen Jobs leben könnte, wäre es wohl schwer hier wieder weg zu gehen.
Lake Tekapo ist nicht nur ein Gletschersee, dessen türkise Farbe vom „Felsmehl“ aus den Gletschern und Eisfeldern kommt, hat auch dem Ort, der sich echt zur Touristen-Oase zu entwickeln scheint seinen Namen gegeben. Der heißt nämlich auch Lake Tekapo. (Lies: Tecka-poh) und hat 315 Einwohner, die alle irgendwas mit den vielen Touristen zu tun haben, die hier durch kommen. Hier gefällt’s nämlich nicht nur den Touris von Übersee, auch die Kiwis und Aussies machen hier Urlaub.
An dem konstant 11 Grad kalten See (die Kiwis schwimmen übrigens trotzdem und fahren Wasserski usw. … nicht mal Jörn wollte die Badehose anziehen) hatte ich das Gefühl, als träfen mindestens vier Landschaften aufeinander. Zum einen das kahle, trockene, flache McKenzie Country, DIE Landwirtschaftsregion des Landes. Da kommt die Milch her :) denn es ist echt alles voller Kühe und Ackerland. Dann, dichter Nadelwald, der bis zu den dicken, abgerundeten Steinen an den See lang wächst. So stelle ich mir schwedische Seen vor! Also nicht türkis, aber flach, friedlich, mit Steinen und Nadelwald. Im Hintergrund, schneebedeckte Berge, hohe Gipfel. Und außerdem, diese Kirche, aus Stein, um die Gräser wachsen und Feldblumen blühen wenn man von dort fotografiert hat es so etwas Schottisches, ich kann gar nicht sagen warum, ich war noch nicht mal in Schottland. Aber Bilder, die ich gesehen habe, zeigen immer diese gemütlich-semi-verwest-historischen kleinen Häuschen aus Stein, mit großen Türen, kleinen Fenstern, bewachsen von Moos… hat jemand den Film „The Waterhorse“ gesehen? Der wurde zwar in Neuseeland gedreht, soll aber ja auch irgendwie schottisch sein… naja. Jedenfalls ist die Szenerie gigantisch faszinierend.
Noch faszinierender wird all das aber nachts. Denn dann schaltet sogar die Shell-Tankstelle im Ort ihr Licht aus und es ist komplett dunkel. Also, dunkel-dunkel. Schwarze Nacht. Was nach einer Zeit hell zu leuchten beginnt, sind tatsächlich Sterne am Himmel. Und die Milchstraße… Man kann sie ganz deutlich sehen. Wir haben eine Tour der Sternwarte gemacht, nachts, draußen… und haben uns zeigen lassen, dass Dinge, die wir für Wolken gehalten haben, in Wirklichkeit „Sternhaufen“ sind, wie man das Kreuz des Südens liest und dass es ein Kiwi-Sternbild gibt. Dabei konnten wir durch mehrere Teleskope schauen und haben eine tolle Führung durch den Himmel bekommen. Ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. So etwas einmal zu sehen… ist wirklich eine „life-changing-experience“. Ich kannte die Milchstraße nur aus Büchern… das alles selbst zu sehen… den Unterschied zwischen nördlicher und südlicher Heimsphäre… überhaupt so viele Sterne zu sehen, dass man nach etwa zehn Minuten Dunkelheit alles problemlos erkennt… was soll ich sagen. Ich wünschte, solche Erlebnisse könnten wir mit nach Hause bringen und mit euch teilen. Dass ihr versteht, warum uns das so unter die Haut geht. Warum man so ehrfürchtig wird.

Das genialste Erlebnis für uns Hobby-Fotografen, war jedoch die Begegnung mit einem Mann, der sich „Astrographer“ nennt und auch genau das tut: Sterne fotografieren. Mit der dicksten Kamera die ich bislang so gesehen habe und sowieso Ausrüstung, die soviel kostet, wie andere im Jahr verdienen, fotografiert er das All. Genial. Auf seinen Fotos sieht man, dass Mars richtig orange ist (den konnten wir auch prima sehen, einer der hellsten Sterne am Himmel) und dass es aussieht, als ob sich Sternenkombinationen umeinander drehen… ich kann das echt nicht richtig beschreiben. Jörn und ich haben ihn den ganzen Abend ausgefragt. Und das tollste war: Wir konnten selbst fotografieren. Unsere kleine Kamera, die Jörn liebevoll „Otto“ getauft hat, hat die Milchstraße fotografiert. Dazu hat Fraser, der Fotograf, Otto auf das dickste Stativ geschraubt, das ich je gesehen habe. Eine einzigartige Konstruktion, denn das Ding ist der Erddrehung angepasst, was bedeutet, dass ich auch 15 Minuten belichten kann und die Fotos trotzdem nicht verwackelt sind. Genial. Wir konnten wirklich tolle Fotos machen. Und das Erlebnis mit einem Profi zu fotografieren, ist natürlich auch etwas Besonderes. Was für manche spießig klingen mag, eine „Stargazing Tour“, der Sternwarte, war für uns eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Mit dicker Jacke und heißem Kakao nachts in die Sterne zu gucken ist einfach unbeschreiblich.
Noch schwieriger fällt es mir eigentlich unseren Rundflug zu beschreiben. Wir fliegen ja beide gern, sonst wäre der Weg ans andere Ende der Welt wohl auch furchtbar gewesen. Aber mit einem dutzend Leute abzuheben ist natürlich noch mal was anderes als in einer Boeing. Jörn hatte das Glück neben Pilot Phil sitzen zu können und auch den Funkverkehr verfolgen zu können. Außerdem hat Phil uns immer gezeigt wann wir nach wo fotografieren müssen… ich bin echt aus dem Staunen nicht herausgekommen. 200 Kilometer Flug, eine Stunde in der Luft und man hat das Gefühl, nichts ist mehr wie vorher. Das soll nicht kitschig klingen oder so. Ich habe, als ich mich vorher informiert habe und mit der Crew dort gesprochen habe (die nettesten Menschen, die wir auf unserer gesamten Reise getroffen haben) von einer Travel Writerin gelesen, dass das ein „Must do in a lifetime“ sei. Amis schmeißen mit solchen Begriffen immer um sich, ich bin da vorsicht. Aber sie ist Kiwi und sogar in der Region aufgewachsen. Erst mit Mitte dreißig, so hat sie geschrieben, hat sie ihre Heimat und ein bisschen sich selbst von oben gesehen. Und hat sich danach weise gefühlt. Klingt total albern finde ich. Aber als ich aus dem Flugzeug gestiegen bin, musste ich an sie denken. Und konnte sie verstehen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die ersten Menschen es geschafft haben den 3500 Meter hohen Mount Cook zu erklimmen. Seit wir diesen Brocken von oben gesehen haben, habe ich davor noch mehr Respekt. Ich meine, das sieht alles so harmonisch aus. Gepuderte Schneespitzen, friedliche Seen, die Tasman-See, Regenwälder und die flache McKenzie Region. Ein bisschen wie bei den Siedlern von Catan, wo man wabenartige Landschaftsstücke nebeneinander legt und egal wie man sie legt, es passt immer. So fand ich das dort auch. Es hat einfach alles gepasst. Und hätte Phil sich nicht immer wieder so nett mit uns unterhalten, ich hätte vergessen, überhaupt in einem Flugzeug zu sitzen. Der Flug war ruhiger, leiser, „unholpriger“ als die neuseeländischen Highways :) ein unvergessliches Erlebnis. Vielleicht können wir mal ein Video oder so online stellen.
Nachdem wir Lake Tekapo so gut wie noch keine andere Stadt (neben Auckland) erkundet hatten, sind wir dann noch zum Mount Cook gefahren, der uns so fasziniert hat. Viele Wanderer machen dort tage- und wochenlange Wanderungen. Wir haben uns wieder für einen etwa zweieinhalbstündigen Rundweg entschieden :) ich merke echt, ich würde zwar nicht sagen, dass wir faul sind, aber ich hätte immer das Gefühl woanders etwas zu verpassen, wenn man nur einen Weg immer weiter läuft… mich zu fragen, ob nicht die Landschaft auf der anderen Bergseite auch einen Blick wert wäre. Und uns geht zunehmend die Schlepperei auf den Keks. Wenn man länger als eine Stunde unterwegs ist, finde ich, braucht man schon wieder eine Wasserflasche, einen Sonnenhut, Jörn ein Schweißhandtuch, ich ein Jäckchen falls es kühler wird… und dann haben wir ja immer noch die Fotoausrüstung dabei. Und dieses mit riesen Rucksack rumlaufen finde ich doch auf Dauer sehr nervig. Außerdem ist man eben als untrainierter Wanderer viel unbeweglicher, wenn man mal etwas klettern muss. Deswegen entscheiden wir uns inzwischen eigentlich immer für ein bis zwei kürzere Strecken, anstatt Tageswanderungen von sechs oder acht Stunden zu machen. Trotzdem muss ich sagen, die Strecke am Mount Cook war der szenistischte Walk, den wir gemacht haben, überhaupt. Man läuft in alpiner Berglandschaft, immer auf einen der Berge zu. Vorbei an Seen, Flüsschen, Felsen und in einem Gletschersee sind sogar Eisberge getrieben, die dort im Sommer schmelzen, Die Seen sahen dann aus wie die Emerald Lakes am Tongariro, ihr erinnert euch vielleicht, den Vulkan, den wir nicht überqueren konnten, wegen Schneefall. Dabei wollten wir doch so gern blaue Gletscherseen sehen. Am Mount Cook gibt es davon zahlreiche – in noch vielfältigerer Umgebung. Auch die eineinhalbstündige Fahrt zum Mount Cook ist gigantisch. Immer geradeaus, vorbei an Kühen, durch den National Park… eine der schönsten Strecken, die man hier fahren kann. Genial.

Die Zeit am Lake Tekapo ist für mich unvergesslich. Wir haben dort so viele Sachen gemacht, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir, als Stadtkinder, so etwas überhaupt einmal erleben können.

Keas trinken Kaffee und gestapelte Pfannkuchen zum Sonnenuntergang – Exkurs zur Westcoast über den Arthur’s Pass 4.2./5.2.

Dass die Südinsel echt dünn besiedelt ist, mit gerade einmal einer Million Einwohnern, sieht man schon, wenn man sich die Straßenkarte anschaut. Es gibt nämlich Highways, die rund um die Insel führen, von Nord nach Süd über Ost- und Westküste, sodass man bequem eine Runde fahren kann, aber es gibt nur zwei, naja, 1 ½ Ost-West-Verbindungen. Die Schönere, den Weg über den Arthur’s Pass durch den Arthur’s Pass National Park sind wir an einem Tag in westliche, am nächsten zurück in östliche Richtung gefahren, um uns das Gebirge anzuschauen und den Scenic Drive, der einer der schönsten des Landes sein soll, zu genießen.

Der „Exkurs“ von unserer Route gen Süden war wie ein Filmtrailer. Kurze Happen der Handlung, szenische Momente, ein spannendes Ende – all das hat uns viel Lust auf die West Coast gemacht :)

Die Fahrt zum Arthur’s Pass, durch trockenes Gebirgsland und zu dieser Jahreszeit ausgedörrten Skigebieten und klaren Seen war wirklich schön. Es war eigentlich zu heiß um lange Wanderungen oder so zu machen, das war aber auch gar nicht so schlimm, denn die halbstündigen Touren an Seen, Bergen und die vielen Fotostopps am Straßenrand haben uns ganz schön auf Trab gehalten. An jeder Ecke ein „Scenic Lookout“ und ein Fotomotiv nach dem anderen… im Winter muss es dort auch schön sein, wenn die Berge, deren Spitzen jetzt so kahl sind, mit Schnee bedeckt sind.

Ich hatte besonders gehofft, im Arthur’s Pass National Park den dort beheimateten Kea, ein neuseeländischer Bergpapagei von denen es nur noch ein paar tausend gibt (alle in NZ, alle auf der Südinsel, fast alle dort im National Park) zu sehen. Wir hatten eine Wanderung in den Bergen geplant, die nur zwei Stunden dauern sollte, aber trotzdem so hoch gelegen war (der Start war einfach recht hoch), dass ich gehofft habe, dort eine gute Chance den grün-braunen Vogel zu sehen zu haben. Aber es war tatsächlich an beiden Tagen so heiß, dass wir es in unseren Trekking-Schuhen kaum ausgehalten haben und nach einer halben Stunde leichtem Anstieg fertig waren wie nach drei Stunden Bergwanderung. Etwas enttäuscht und frustriert von einer Begegnung mit einer deutschen Rentnergruppe Marke Kegelclub an den einzigen „richtigen“ Toiletten (Details über deren Gejammer etc. erspare ich euch) haben wir beschlossen in einem von zwei Cafés einen Kaffee zu trinken und das Bergpanorama aus dem Schatten zu genießen. Und dann dachte ich es geschieht ein Wunder, als direkt vor mir auf dem Holzgeländer ein dicker Kea landet, der mich neugierig anschaut. Jörn ist sofort zum Auto gestürmt und hat die Kamera geholt (ich dachte die könnten wir zumindest beim Kaffeetrinken mal da lassen… aber Meister Kea sieht das anders) und die ersten Fotos von dem neugierigen Papagei gemacht, der angeblich zu den schlausten Tieren der Welt gehören soll. Das hat er uns auch bewiesen – denn von einer geklauten Klorolle hat er zielstrebig die letzten Fitzel abgezupft ohne den Rest Papier zu zerreißen… die Touris, wir eingeschlossen, waren begeistert. Begeistert haben wir auch die Schilder im Café fotografiert „Don’t feed the Kea“ – erst dachten wir, das sei mehr als Spaß gemeint. Aber tatsächlich Turnen die Vögel da über die Tische, öffnen Milchkännchen und als Jörn gerade seinen Kaffee umgerührt hat, wäre ihm fast der Muffin geklaut worden. Aus meinem Latte Glas hat ein Kea übrigens den Schaum raus geschleckt, mit der Zunge… und mit dem Löffel Reste rausgekratzt. Ja, der weiß, wie man Löffel benutzt J also, Merke, seltene Vögel trifft man nicht hoch in den Bergen… sondern im Touri-Café.

Da wir am ersten Abend eh schon lange gefahren waren, dachten wir, als wir um sieben im Hostel eingecheckt hatten (genial übrigens, komplett afrikanisch eingerichtet, liebevoll dekoriert und so sauber… viele der Deko-Artikel hätte ich auch gern zu Hause aufgestellt) dass wir uns auch den Sonnenuntergang, der bekanntlich an der Westküste atemberaubend ist, von den Pancake-Rocks aus anschauen könnten. Die Pfannkuchen-Steine haben ihren Namen von ihrem Äußeren – sie sehen nämlich aus, wie gestapelte Pfannkuchen. Freut euch auf die Bilder :)

Nach den atemberaubensten dreißig Kilometern die wir bislang gefahren sind (Regenweld, dramatische Küstenlinien, Steinformationen, wildes Meer, schwarze Strände, grüne Palmen, dichtes Gebüsch, Possums am Straßenrand – dazu bald mehr – einfach alles so dicht beeineinander, unvorstellbar) sind wir in Punakaiki, wo die Felsgebilde stehen, angekommen. Tatsächlich haben wir dort einen genialen Sonnenuntergang gesehen. Und die Pfannkuchen Steine sind die faszinierenste Steinformation, die ich je gesehen habe. Wahnsinn!

Die Fahrt über den Arthur’s Pass hat vor allem der Szenerie-Wechsel ausgemacht. Karge Gebirgslandschaften, alpine Pflanzenwelt, erst geht die Straße stundenlang geradeaus auf die Berge zu, dann windet sie sich in engsten Kurven darüber… dann kommt dichter Regenwald und wilde Strände voll Treibholz. Und all das auf 250 Kilometern. Wenn die A45 mal so „scenic“ wäre…

Dienstag, 23. Februar 2010

Pinguine und Hector Delfine: Auf dem Weg zum Kiwi-accent in Akaroa und der Banks Peninsula 2./3.2.

Akaroa und die Banks Peninsula 2./3.2.
Nach zwei Tagen Christchurch hatten wir uns etwas geordnet. Die Einkäufe waren aufgefüllt, das Auto neu sortiert und gewaschen, wir haben mal wieder ein paar Fotos hochgeladen und unsere Fotos auf dem Rechner sortiert, Jörn war beim Frisuer, ich hatte mal wieder gearbeitet und wir haben uns um andere organisatorische Dinge gekümmert, zu denen wir vorher einfach nicht gekommen sind. Irgendwie hat sich alles wieder „sortierter“ angefühlt. Nach einem tollen frisch gebackenen Brot in einem tollen Hostel, haben wir uns auf den Weg in die 30 Kilometer entfernte Banks Peninsula gemacht.
Die Szenerie auf der Fahrt war schon atemberaubend. Die Halbinsel ist durch insgesamt drei Vulkanausbrüche entstanden; erst der letzte machte die vorherige Insel zur Halbinsel und dockte ans Festland an. Vielleicht ist deshalb der landschaftliche Kontrast zu Christchurch und der Canterbury-Gegend auch so groß. Auf den vielen steilen Hügeln und Bergen, die obwohl sie dicht mit braunen Gräsern bewachsen sind kahl wirken, kann man noch die dicken Furchen und Spuren der Lava sehen. Die Berge sehen auch wirklich noch aus wie riesige Vulkane, mit steilen Tälern und halbmondartigen Meeröffnungen und Mündungen zu allen Seiten. Unglaublich viele Strände, Buchten, aber auch felsige Steilküsten führen zum Meer. Richtig wild. Schwer zu beschreiben.
Die ersten beiden Nächten haben wir in einem tollen Hostel an einer Art Privatstrand (da wohnen nur fünf Parteien mit Häusern und sonst verirrt sich dort niemand hin) verbracht. Willem und Tinker, zwei Holländer, die hier ihr Glück gefunden haben, haben wirklich eines der schönsten Backpacker, in dem wir bis jetzt waren. Ein riesiges Esszimmer/Lounge mit offener Küche und Kücheninsel.
Toll fanden wir auch, dass es nur drei Zimmer gab, die dafür richtig groß waren, das hat sich echt angefühlt, wie in einem eigenen Haus zu wohnen. Vor allem, weil tatsächlich kaum je jemand da war… meine Lieblingsgeschichte aus dem Hostel ist aber nicht, dass wir wieder genial Muscheln geerntet und gekocht haben (mjamm… wir sind jetzt Experten…) auch nicht, dass wir unzählige Krebse gesehen haben, die sich im Watt herumgetrieben hatten (Jörn hatte kurzzeitig welche adoptiert und Freunde gefunden, bis sie sich bei der ersten Gelegenheit im Sand vergraben haben) nein, das tollste war für mich rückblickend, dass Willem mich gefragt hat, wie lange wir jetzt in NZ wären, ich hätte so einen Kiwi-Accent! Den hätte er nach zehn Jahren noch nicht :) ich bin offiziell keine Kanadiern mehr! Ich bin ein Kiwi :)
Aber es gibt auch wieder glorreiches aus der Wildlife-Welt zu berichten.
Wir haben nämlich eine Bootstour und eine Farmtour gemacht. Die Bootstour konnten wir wegen eines kleinen Unglücks sogar umsonst machen - (das Segelschiff das wir gebucht hatten, konnte wegen niedriger Ebbe nicht auslaufen, als ich Skipper Roy einen vorgejammert hatte, dass wir uns so gefreut hatten, hat er uns kurzfristig bei einem anderen Touri-Boot untergebracht, for free) und hat uns nicht nur einen blauen Pinguin und hunderte Seals vor die Kamera geholt, sondern auch Hector Delfine, die kleinsten Delfine der Welt (werden nur etwa einen Meter lang) von denen es auch nur noch wenige Tiere gibt. Ein sehr besonderes Erlebnis. Noch faszinierender fanden wir allerdings die Landschaft. Mit dem Motorboot sind wir durch Höhlen und mitten in den Vulkanfels reingefahren – das war irre. Teilweise wurde hier der Stein einfach vom Wasser ausgespült und es entstehen die faszinierendsten Gebilde. Auch die extremen Steilküsten waren beeindruckend. Heute sind sie bis zum letzten Meter bevor sie ins Meer abfallen begrünt, aber man kann sich schon irgendwie vorstellen, welche Kräfte da mal gewirkt haben müssen, dass das so entstanden ist… Filmkulissen-Szenerie pur ist das hier. Auch wenn Peter Jackson dort ausnahmsweise noch keine Kameras aufgebaut hat.
Genial war die „Farmtour“. Stellt euch vor, wir kommen nach einer Stunde Offroad-Fahrt (wir wurden in der Stadt abgeholt, unser Auto hätte die Strecke niemals bewältigen können, außerdem war die Hälfte privates Land) an einem Farmhäuschen aus Holz an, simpel, der Anstrich vergilbt, nicht allzu groß, inmitten von Schafen und Hühnern, die sich streicheln lassen – ja, die gehen die Herzen der Stadtkinder auf – und gepflegten Gemüsebeeten an und das erste was richtig ins Auge sticht, ist ein Meerschweinchen-Gatter. Zumindest sah das für meine früher in etwa so aus. Hinter einer behangenen Wäscheleine war dort dieser Auslauf mit Napf und riesigem Holzhaus. Ich dachte sofort Meerschweinchen :) aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht, denn dort wohnt zurzeit ein Baby Pinguin. Ja, Pinguin! Ein white finned penguin, wie der auf deutsch heißen soll, weiß ich nicht. Jedenfalls wie der blaue Pinguin ein Zwerg, maximal 30-40cm groß, maximal ein Kilo schwer. Wir hatten an diesem Abend das Glück, die größte Kolonie der Pinguine näher kennen zu lernen, die wohnt nämlich auf dieser Traditionsfarm :) und eben der Babypinguin aus dem Meerschweinchen-Käfig war bei der privaten Tour unsere erste Begegnung. Leider haben die Eltern aufgehört sich um ihn zu kümmern und so kriegt er liebevolle menschliche Zuwendung, viel Fisch und eine Dusche mit dem Gartenschlauch…. Wie das aussah!! Immer, wenn sich mal jemand von uns über eine Nichtigkeit ärgert, wie jemand, der uns die Vorfahrt nimmt oder eine besetzte Toilette im Hostel oder so, dann sagen wir jetzt immer „denk an den duschenden Pinguin“ und die Welt ist wieder in Ordnung, wenn ihr das Video gesehen habt, wisst ihr warum. Ich hoffe wir können es bald hochladen.
Bei einer Wanderung durch die Farm und hunderte Pinguin-Behausungen (das sieht aus Pinguin-Hobbiton, lauter Holzboxen in grüne Hügel eingebaut) konnten wir die niedlichen Vögel sehr nah sehen und sogar fotografieren. Toll. Man merkt, die sind Menschen gewohnt, schließlich haben sie sich diesen Ort ausgesucht. Und die Farmerin kümmert sich sehr liebevoll um kranke und verstoßene Pingus. Richtig magisch war allerdings die Begegnung mit anderen Pinguinen, den Gelbaugen-Pinguinen, den seltensten Pinguinen der Welt. Es gibt angeblich nur noch 4000 von ihnen und 2000 leben in Neuseeland, der Rest zwischen NZ und Arktis, auf vorgelagerten Inseln usw. zwei von ihnen sind in der Dämmerung gerade vom Tag auf dem Meer zurück gekommen und sind den Berg hoch in ihren Unterschlupf gewackelt. Toll. Eine echt besondere Tour. Das ist Neuseeland. Da wackeln die Pinguine durch den Backyard und die Bauern machen sich sorgen, dass sie ausgerechnet im Blumenbeet nisten wollen, wie ein Paar dieses Jahr, das dafür das Beet umgegraben hat :) aber Aussicht auf’s Pinguin-Nest vom Küchenfenster, das wär doch was, oder?