Sonntag, 28. Februar 2010

Keas trinken Kaffee und gestapelte Pfannkuchen zum Sonnenuntergang – Exkurs zur Westcoast über den Arthur’s Pass 4.2./5.2.

Dass die Südinsel echt dünn besiedelt ist, mit gerade einmal einer Million Einwohnern, sieht man schon, wenn man sich die Straßenkarte anschaut. Es gibt nämlich Highways, die rund um die Insel führen, von Nord nach Süd über Ost- und Westküste, sodass man bequem eine Runde fahren kann, aber es gibt nur zwei, naja, 1 ½ Ost-West-Verbindungen. Die Schönere, den Weg über den Arthur’s Pass durch den Arthur’s Pass National Park sind wir an einem Tag in westliche, am nächsten zurück in östliche Richtung gefahren, um uns das Gebirge anzuschauen und den Scenic Drive, der einer der schönsten des Landes sein soll, zu genießen.

Der „Exkurs“ von unserer Route gen Süden war wie ein Filmtrailer. Kurze Happen der Handlung, szenische Momente, ein spannendes Ende – all das hat uns viel Lust auf die West Coast gemacht :)

Die Fahrt zum Arthur’s Pass, durch trockenes Gebirgsland und zu dieser Jahreszeit ausgedörrten Skigebieten und klaren Seen war wirklich schön. Es war eigentlich zu heiß um lange Wanderungen oder so zu machen, das war aber auch gar nicht so schlimm, denn die halbstündigen Touren an Seen, Bergen und die vielen Fotostopps am Straßenrand haben uns ganz schön auf Trab gehalten. An jeder Ecke ein „Scenic Lookout“ und ein Fotomotiv nach dem anderen… im Winter muss es dort auch schön sein, wenn die Berge, deren Spitzen jetzt so kahl sind, mit Schnee bedeckt sind.

Ich hatte besonders gehofft, im Arthur’s Pass National Park den dort beheimateten Kea, ein neuseeländischer Bergpapagei von denen es nur noch ein paar tausend gibt (alle in NZ, alle auf der Südinsel, fast alle dort im National Park) zu sehen. Wir hatten eine Wanderung in den Bergen geplant, die nur zwei Stunden dauern sollte, aber trotzdem so hoch gelegen war (der Start war einfach recht hoch), dass ich gehofft habe, dort eine gute Chance den grün-braunen Vogel zu sehen zu haben. Aber es war tatsächlich an beiden Tagen so heiß, dass wir es in unseren Trekking-Schuhen kaum ausgehalten haben und nach einer halben Stunde leichtem Anstieg fertig waren wie nach drei Stunden Bergwanderung. Etwas enttäuscht und frustriert von einer Begegnung mit einer deutschen Rentnergruppe Marke Kegelclub an den einzigen „richtigen“ Toiletten (Details über deren Gejammer etc. erspare ich euch) haben wir beschlossen in einem von zwei Cafés einen Kaffee zu trinken und das Bergpanorama aus dem Schatten zu genießen. Und dann dachte ich es geschieht ein Wunder, als direkt vor mir auf dem Holzgeländer ein dicker Kea landet, der mich neugierig anschaut. Jörn ist sofort zum Auto gestürmt und hat die Kamera geholt (ich dachte die könnten wir zumindest beim Kaffeetrinken mal da lassen… aber Meister Kea sieht das anders) und die ersten Fotos von dem neugierigen Papagei gemacht, der angeblich zu den schlausten Tieren der Welt gehören soll. Das hat er uns auch bewiesen – denn von einer geklauten Klorolle hat er zielstrebig die letzten Fitzel abgezupft ohne den Rest Papier zu zerreißen… die Touris, wir eingeschlossen, waren begeistert. Begeistert haben wir auch die Schilder im Café fotografiert „Don’t feed the Kea“ – erst dachten wir, das sei mehr als Spaß gemeint. Aber tatsächlich Turnen die Vögel da über die Tische, öffnen Milchkännchen und als Jörn gerade seinen Kaffee umgerührt hat, wäre ihm fast der Muffin geklaut worden. Aus meinem Latte Glas hat ein Kea übrigens den Schaum raus geschleckt, mit der Zunge… und mit dem Löffel Reste rausgekratzt. Ja, der weiß, wie man Löffel benutzt J also, Merke, seltene Vögel trifft man nicht hoch in den Bergen… sondern im Touri-Café.

Da wir am ersten Abend eh schon lange gefahren waren, dachten wir, als wir um sieben im Hostel eingecheckt hatten (genial übrigens, komplett afrikanisch eingerichtet, liebevoll dekoriert und so sauber… viele der Deko-Artikel hätte ich auch gern zu Hause aufgestellt) dass wir uns auch den Sonnenuntergang, der bekanntlich an der Westküste atemberaubend ist, von den Pancake-Rocks aus anschauen könnten. Die Pfannkuchen-Steine haben ihren Namen von ihrem Äußeren – sie sehen nämlich aus, wie gestapelte Pfannkuchen. Freut euch auf die Bilder :)

Nach den atemberaubensten dreißig Kilometern die wir bislang gefahren sind (Regenweld, dramatische Küstenlinien, Steinformationen, wildes Meer, schwarze Strände, grüne Palmen, dichtes Gebüsch, Possums am Straßenrand – dazu bald mehr – einfach alles so dicht beeineinander, unvorstellbar) sind wir in Punakaiki, wo die Felsgebilde stehen, angekommen. Tatsächlich haben wir dort einen genialen Sonnenuntergang gesehen. Und die Pfannkuchen Steine sind die faszinierenste Steinformation, die ich je gesehen habe. Wahnsinn!

Die Fahrt über den Arthur’s Pass hat vor allem der Szenerie-Wechsel ausgemacht. Karge Gebirgslandschaften, alpine Pflanzenwelt, erst geht die Straße stundenlang geradeaus auf die Berge zu, dann windet sie sich in engsten Kurven darüber… dann kommt dichter Regenwald und wilde Strände voll Treibholz. Und all das auf 250 Kilometern. Wenn die A45 mal so „scenic“ wäre…

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