Mittwoch, 3. März 2010

144 watschelnde Pinguine – Oamaru 9.2.2010

Oamaru muss wohl die niedlichste Kleinstadt des Landes sein. Und das nicht nur weil sie wegen meherer Pinguinkolonien als bester Ort des Landes gilt, um kleine blaue Pinguine zu beobachten. Auch die Innenstadt, mit richtigem Altstadtkern und zahlreichen dicken, großen Steinhäusern und Einzelhändlern (Bäcker, Metzger und Bekleidungsgeschäfte, die keine Ketten und keine Großhändler sind, total NZ-untypisch!) ist total schön. Genial war dort auch unsere Unterkunft, das „Old Bones“, warum auch immer Host Simon dieses geniale open-plan-living-Loft-Style-Haus mit Blick auf’s Meer nach alten Knochen benannt hat, altbacken war darin gar nichts… schon als wir in das Örtchen reingefahren sind, sind mir jedenfalls zwei Dinge klar geworden: 1. Eineinhalb Tage und eine Nacht hier sind viel zu kurz. 2. Es ist kalt. Zumindest kältER. Wir kommen in den Süden  denn ab Oamaru war es mit einem Schlag fünf Grad kälter, das heißt ich habe mal wieder abends lange Sachen gebraucht und habe meine langen Hosen rausgekramt. Das war ein ganz komisches Gefühl nach Wochen in 20-25 Grad, mal wieder zwischen 15 und 20 Grad unterwegs zu sein  das Klima ist hier eben doch anders als in Deutschland und vor allem: Stabiler. Nicht immer dieses auf und ab zwischen Hitze und Unwetter, zwischen Schneechaos und Orkantief…  hier schwankt das Wetter zwischen windig, weniger windig, wenigen und mehr Wolken, mehr und weniger Sonne und im Sommer vielleicht so um 3-5 Grad innerhalb einer Region. Dass es in Oamaru zum Beispiel an einem Tag 15 und am nächsten 25 Grad haben könnte, passiert einfach nicht. Ich finde das einfach viel, viel angenehmer… aber genug über’s Wetter gejammert… ihr wollt doch auch die Pinguin-Geschichten hören, oder? Wir auch. Deswegen sind wir ja gekommen.
Vor einer Weile hatte ich euch schon mal die Buchungsbestätigung des „Events“ gepostet, erinnert sich jemand? Mit „Estimated number of penguins“, „Check-in time“ usw. göttlich. Und irgendwie skurril. Denn am Ende eines kaum noch genutzten Hafens, mit morschen Stegen auf denen hunderte Kormorane sitzen und es nach salzigem Wasser und Algen riecht, ragt auf einmal so ein Touri-Tempel aus der Erde, mit „Arena“. Denn tatsächlich hat sich dort mal jemand gedacht, dass man mit der Pinguin-Kolonie, die dort ansässig ist und in Höhlen, zwischen Steinen und im Gras an den Schienen (ja, hier laufen Pinguine über die Schienen…) Geld verdienen könnte und hat das „Happening“ der Pinguin-Ankunft kommerzialisiert. Wir haben also 20 Dollar Eintritt gezahlt, für das Spektakel uns auf eine Holztribüne zu setzen und zu warten. Ein Guide hat um neun, als die Sonne weg war, Flutlicht wie im Fußballstadion angemacht und aus einem Wohnwagen wurde Tee und Kaffee verkauft. Manche Touris hatten Popcorn und Chips dabei. Wie im Kino. Da ist mir echt etwas schlecht geworden. Dass dieser besondere Ort so… zweckentfremdet wird. Aber ganz ehrlich, das mulmige Gefühl war wie weggeblasen, als die ersten Pinguine an Land gekommen sind… in kleineren Gruppen um die zehn Tiere haben sie sich an die Küste treiben lassen, haben ihre Flügel ausgebreitet und ein paar Minuten getrocknet, bevor sie genau vor uns nur ein paar Meter entfernt über den Weg zu ihren Holzboxen und Unterschlüpfen gewatschelt sind. Manche schneller, manche langsamer. Manche waren dicker, weil sie sich schon Polster für die „Moult“ (Mauser? Federnwechsel?) anfressen, manche ganz dünn, weil sie gerade deswegen drei Wochen nichts gegessen hatten. Manche haben ihre fiependen Jungen gefüttert, die ausgesehen haben wie dicke braune Flauschkugeln und manche haben sich in Gruppen zusammen getan und sind über die Wege gewackelt. Es war wie eine große Party… man kommt in den Raum und schaut erst einmal, wer was wo macht. Und wir wussten gar nicht, wo wir hinschauen sollten. Es war genial. Und wie laut die waren! Jörn hat den Sound, den diese dreißig Centimeter kleinen Vögel machen mit dem Geräusch eines klingelnden Telefons verglichen. Und es klingt echt seltsam. Kaum zu beschreiben, jedenfalls nicht, was man so von kleinen Vögeln erwartet hätte  Singvögel sind das jedenfalls nicht. Es ist mehr gurgeln 
Leider haben sie Filmen und Fotografieren komplett verboten, damit sich die Leute nicht platt trampeln um gute Pinguin-Fotos zu bekommen. Und auch wenn wir sehr getrauert haben – es war eh zu dunkel. Als die „Show“ nämlich vorbei war und 144 Pinguine nach einem Tag auf dem Meer ihre aktiviste Phase begonnen hatten, war es Zeit zu gehen. Nervig fand ich, dass die ollen Touris nach den ersten zehn Vögeln schon wieder gefahren sind und ständig jemand Richtung Parkplatz verschwunden ist. Den einen war kalt, die anderen hatten Hunger… viele Deutsche, natürlich. Aber sowas vermiest einem diese besonderen Momente… wie im Kino, wenn alle gehen, bevor es vorbei ist… naja. Wir waren jedenfalls die letzten, die vom Parkplatz gefahren sind. Nicht, dass ich darauf stolz wäre – aber, so haben wir gesehen, dass auch der ganze Parkplatz voller Häschen und Pinguine war. Da musste man echt aufpassen keinen platt zu fahren. Mittags haben wir usn noch über die vielen Pinguin-Warnschilder amüsiert, abends haben wir sie dann doch etwas ernster genommen… mal sehen, ob ihr auf den Fotos was erkennt, aber Nachtfotografie am lebenden Vogel ist nicht so Ottos Stärke 
In Oamaru konnten wir übrigens auch die Gelbaugenpinguine beobachten, die an einem anderen Strandabschnitt „wohnen“ dieser Strand ist deswegen ab 15 Uhr gesperrt – um ja keine Pinguine zu stören.
Oamaru (lies übrigens: ouh-maa-ruuh, oder so) ist eigentlich ein Dorf, aber dank der Pinguine kommen zahlreiche Touristen hier durch. Das führt auch dazu, dass „Pinguin Routes“ auf Straßenschildern stehen, Pinguin Souvenir-Shops überleben aber auch, dass man europäisches Brot kriegt (Sourdough-Pumpkin, sehr zu empfehlen) – uns hat es hier sehr gut gefallen. Einen Tag länger die Stadt und die schöne Umgebung zu erkunden, hätte den „Terminstress“ (Pinguin-Führung 16 Uhr, Yellow eyed Penguins kamen um 19 Uhr, ab 20.30 war „Einlass“ bei den kleinen blauen und irgendwann mussten wir ja auch mal im Backpacker einchecken) etwas entzerrt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen