Freitag, 5. März 2010

Der südlichste Süden im Land der Schafe zwischen Wasserfällen und Höhlensystemen – letzter Zwischenstopp vor der Antarktis: Die Catlins 12.-15.2.

Tschüss Dunedin, hallo Nichts. Unser nächstes Ziel war die Südöstliche Landspitze Neuseelands, die Catlins. Hier wohnen ein paar hundert Menschen, dafür Millionen Schafe. Auf 300 Kilometer hatten wir weder Internet noch handyempfang, nur wenige Straßen sind asphaltiert. Hinter jeder Ecke ein neuer Wasserfall, eine neue einsame Bucht, ein neues Abenteuer. Die Welt ist hier zu Ende – und die Zivilisation.

Ich habe mich sehr auf die Catlins-Region gefreut. Weil alles sehr zerklüftet und verteilt ist, lassen viele diese Strecke auf ihrer Route aus. Wir hatten gerade dafür Zeit eingeplant, für das echte Neuseeland. Die Catlins geben einem mit starken Winden (so stark, dass die Bäume parallel zum Boden wachsen), feuchten Regenwäldern, versteckten Höhlen und BUSCHLAND (Machete wäre manchmal nicht schlecht) eine Vorstellung, wie Neuseeland ausgesehen haben muss, bevor die Maori die Wälder abgebrannt haben um Moas (sowas wie Urzeit Vogelstrauß) zu jagen und die Europäer um Weideland anzulegen…
Die Catlins waren für uns bislang der größte Kontrast zur deutschen Heimat. Kaum Spuren von Zivilisation, jeder Tankstopp muss geplant werden und geteerte Straßen sind Luxus. Die Locals sind alle Selbstversorger, zumindest zu einem großen Teil. Jeder hat Tiere, backt eigenes Brot, baut Gemüse an und: hat einen Wassertank im Garten, das heißt, die nutzen Regenwasser zum Beispiel zum Duschen. Ein Problem kann es nur im Sommer geben, denn auch in dieser eher regenreicheren Region, ist es mal ein paar Tage trocken… eingekauft hatten wir Gott sei Dank noch mal alles in Dunedin, denn dort verkauft die Tankstelle auch Milch und Toastbrot und ein paar teure Konserven und der nächste Supermarkt ist 150 Kilometer entfernt. Abenteuerlich.
Weniger lustig fand ich das Abenteuer auf einer nie enden wollenden Gravelroad zur Unterkunft zu fahren und richtig ins Rutschen zu geraten. Die neuen Reifen haben sich gelohnt, sonst hätte Tank Bekanntschaft mit der Schafweide gemacht. Aber es ist alles gut gegangen. Man darf das einfach, wie starken Regen (Aquaplaning) nicht unterschätzen.

Besonders schön fand ich in den Catlins die vielen kleinen Wanderungen am Straßenrand. Direkt von der einzigen Straße führen alle paar Kilometer gut ausgeschilderte Stopps ab, 30 Minuten zum Wasserfall, 10 Minuten zum Strand usw. Davon haben wir jeden Tag so viele gemacht, bis wir abends sofort eingeschlafen sind  Vielleicht einen kurzen Überblick:
Die Strände: Genial! Treibholz, Algen, Buchten, steile Klippen, alles zugänglich, richtig wild, menschenleer (!!!!) und alles voller Seelöwen! Ja, nicht die NZ Fur Seals, sondern die richtig großen, fünf mal so schweren Seelöwen! Die liegen da wie zwischen den Felsklötzen und würden sie nicht immer wieder den Kopf heben, könnte man sie übersehen… schwimmen ist hier nicht angesagt, zu windig, zu kalt, zu unberechenbar. Ich habe hier IMMER lange Sachen angehabt, außer auf der Veranda der Unterkunft… sogar Jörn hatte mal einen Pulli an… hier pusten nämlich direkt die arktischen Winde durch.

Das Lighthouse: Der Leuchtturm steht am Nugget Point. Die Location ist absolut faszinierend, sieht aus, wie gerade aus dem Meer aufgetaucht. Eine Felspitze, ein Weg ragen ins Meer, das tief, tief, tief unter der Spitze tobt (hätten die Sealions nicht ausgesehen wie Pinguine, wäre uns wohl gar nicht bewusst gewesen, wie hoch wir da sind und von oben sieht alles so friedlich aus…) und vor dem Leuchtturm liegen noch große Felsbrocken, die Nuggets, auf denen Möwen sitzen und Seals liegen. Rundherum nur Wasser. Leider hatten wir hier eine Begegnung, die uns noch Tage später wütend gemacht hat. Weil am Strand Gelbaugenpinguine wohnen, ist ab abends der Strand gesperrt. Also nicht abgesperrt, sondern man soll einfach nicht hin. Für Kiwis eine Selbstverständlichkeit. Das Department of Conservation hat sogar einen Unterschlupf gebaut von wo aus man das ganze Spektakel toll beobachten kann. Vier besoffene, alternative Freaks sind direkt aus ihrem Campervan allerdings auf die Pinguine zugerannt (am Strand) haben sie angeblitzt, in die Höhlen geguckt, die Küken mit dem Foto angeblitzt und sind so schnell auf die Pinguine zugerannt, dass sie um ihr Leben flüchtend (einer ist immer wieder hingefallen) zurück ins Meer verschwunden sind. Sowas Trauriges an so einem magischen Ort. Natürlich waren es Touristen. Das ist der Grund, warum man die kleinen blauen Pinguine in Oamaru nicht mehr einfach so sehen kann, sondern nur unter Aufsicht, nachdem man Eintritt gezahlt hat… die Menschen machen sich vieles einfach selbst kaputt. Jörn habe ich übrigens in der ganzen entspannten Zeit in Neuseeland noch nie so wütend erlebt…

Höhlen: Die vielen Felswände an den Küsten werden so stark bespühlt, dass Höhlensysteme an den Küsten entstanden sind. Die bieten nicht nur den Tieren Unterschlupf, sondern faszinieren auch uns Touris. In den Cathedral Caves, die nur bei Low Tide zugänglich sind und dann wieder aus dem Meer verschwinden, sah es aus, wie die Höhle der Riesenkrabbe beim Urmel :) falls das jemand was sagt…. Dunkel, mysteriös, Labyrinth-artig, mal breiter, mal schmaler, und Muscheln und Abdrücke sind als Fossilien im Stein. Total unwirklich. Dafür hat sich das sehr frühe Aufstehen (man kann nur eine Stunde vor und eine Stunde nach Ebbe hin und eine halbe Stunde muss man vorher durch den Busch, da muss man echt Gas geben).

Wasserfälle: Die schönsten, die ich bislang gesehen habe. Unglaublich. Schaut euch die Fotos an  was soll ich sagen. Dagegen kann alles andere einpacken. Romantik pur. Und an die McLean Falls konnten wir direkt ran. Freiheitsfeeling pur.

Slope Point: Eigentlich ist es ein abgewracktes Schild am Ende einer Schafweide. Und windig ist es da…. Aber der Slope Point hat einfach eine unglaublich faszinierende symbolische Bedeutung: Hier ist man an der südlichsten Spitze der Südinsel. Dem Gegenpart zum Cape Reinga sozusagen  Hier ist man am Ende der Welt – denn immer geradeaus… da kommt nur noch die Antarktis. So südlich war ich also noch nie  für uns hatte es aber auch irgendwie die Bedeutung, dass unsere Reise bald vorbei ist – denn von hier geht es nur noch gen Norden.

Ich glaube, ich erzähle zu wenig von den besonderen Begegnungen die wir hier immer so haben. Die Kiwis sind unglaublich gastfreundlich, interessiert und jederzeit hilfsbereit. Außerdem sind sie sehr unaufdringliche, aber offene Gesprächspartner. Es ist sehr einfach mit ihnen auch mal über mehr als das Wetter zu reden. Einer unserer Hosts (wir waren in zwei Unterkünften, in einer hatten wir am Ende von 7km Gravel ein Haus fast für uns, in der anderen lagen am Privatstrand Seelöwen rum, die sich wohl auch mal auf den Parkplatz des Hostels verirren sollen) hat folgende Geschichte, über ein anderes Lighthouse am Farewell Spit in der Golden Bay (kommt noch ;) ) erzählt, als wir begeistert vom Nugget Point waren. Seine Familie war dort Lighthouse Keeper, also seine Vorfahren. Und dort ist man so weit im Nichts, dass es ein zweitagestrip war, die Post zu holen. Daher steht auf der Geburtsurkunde seines Opas, dass er eine Woche später geboren sein soll, weil es einfach nicht möglich war, das früher zu melden…

Die Catlins waren ein Highlight! Echtes Neuseeland, wenig Touris, keine Touren, kein Geld ausgeben… es liegt ja alles da. Hier könnte man eine Woche verbringen und hätte die Top Highlights wohl noch nicht geschafft. Unsere Trekking-Schuhe haben sich hier auch bewährt. Und hier trifft bislang so wie nirgendwo anders zu: Hinter jeder Ecke eine andere Szenerie, hinter jeder Ecke ein Abenteuer.

EDIT: Ich muss etwas essenzielles Ergänzen. Die Catlins sind das Land der Schafe. Nirgendwo sonst sieht es für Leute, die noch nie hier waren, so neuseeländisch aus. Immer wenn mir jemand gesagt hat er könne sich unter Neuseeland nur Schafe und grüne Hügel vorstellen - DAS sind die Catlins. So, wie man insgeheim von einem unberührten Land im Einklang mit der Umwelt träumt.

Die Catlins haben ihren Namen übrigens von einem britischen Seefahrer, der die Gegend so genial fand, dass er mit den Maori ein abgezocktes Tauschgeschäft gemacht hat. Von da an war es das Land von Catlin, Catlin's. Leider wurde das erst offiziell anerkannt, als der Mann schon 30 Jahre Tod war, das hat schon was Tragödien-mäßiges ;)

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