Donnerstag, 11. März 2010

Wild, wild, wild Westcoast, HELI FLIEGEN! zwischen Gletschern, Alpen, Regenwald und Pfannkuchen 24.-28. Februar

Die Westcoast ist der bevölkerungsärmste Landstrich Neuseelands. Abgesehen von der größten Stadt Greymouth leben an der ganzen Küste etwa 5000 Menschen. Wahrscheinlich ist deshalb auf den Highways nie eine Stadt im Westen angeschlagen, sondern immer nur „West Coast“. Die Gegend wird von dichtem Regenwald und den Alpen dominiert. Auf den Spitzen der Berge der Southern Alps liegt immer Schnee und die Berge ragen direkt bis ans Meer ran. Nirgendwo sonst gibt es angeblich dieses dichte nebeneinander von Regenwald bis an die Eisgrenze und das direkt am Meer. Sogar die Kiwis sagen über die Gegend, dass man insgeheim, zwischen allem Zirpen und unbekannten Sounds aus dem Busch, irgendwie immer darauf wartet, dass ein Dinosaurier einen Baum umschmeißt… auch mich hätte das hier nicht überrascht.

Die West Coast hat uns auf ihre typische Art empfangen, mit Regen. Hier regenet’s fast so viel wie im Fiordland und so hatten wir 24 Stunden Dauerregen und zwar zum ersten Mal wirklich Regen, hier nieselt es manchmal drei Tropfen und dann ist es vorbei. Nein, es hat so geschüttet, dass wir beim Aussteigen aus dem Auto schon durchweicht waren. Nach dem Unwetter hatten wir allerdings vier Tage Traumwetter, also über das Wetter in Neuseeland können wir uns nicht beklagen, der Februar meint es sooooo gut mit uns, in der Tat hat es auf der Südinsel nur zwei Mal geregnet, einmal an der West Coast und einmal im Fiordland, damit kann ich leben 
Nachdem wir von so vielen Leuten so viel atemberaubendes über den Franz Josef und den Fox Gletscher gehört haben, haben wir uns auch entschieden eine Gletscher Wanderung zu machen. Und zwar für die Flying Fox Tour. Mit einem Guide und einer Heli-Ladung voller Leute ins obere Drittel des Gletschers fliegen, drei Stunden durch’s Eis wandern und wieder zurück fliegen…. Das klingt ganz schn dekadent oder? Ich fühle mich auch echt immer wieder schlecht, wenn ich erzähle, was wir hier als Studenten so machen. Ich fühl mich dann als wäre ich irgendsoein Prinz Porno, der mit Geld um sich wirft und sich auf den Gletscher hoch fliegen lässt, während andere sein Gepäck hochschläppen und den Schampus kalt stellen. Aber ganz so ist es nicht. Es ist tatsächlich so, dass die Tour sehr populär ist, da man an einem Tag niemals so hoch kommen könnte um die Gletscher-Höhlen und das richtig BLAUE Eis zu sehen. Das sieht man nur relativ weit oben. Daher machen sehr viele diese Tour, die auch preislich quasi spottbillig ist – Heli fliegen war für uns ein totales Highlight, bei der Tour wird es aber zur Nebensache, mit Helicoptern kann man einfach gezielt auf einem Gletscher landen, es ist sozusagen fast der einzige Weg hochzufliegen. Daher machen auch Leute die Tour, die gar nicht scharf auf’s Heli-fliegen sind ;) Im Gegensatz zu uns, wie gesagt. Seit in Las Vegas die Hubschrauber mit tausenden Touris über uns weggefegt sind, haben wir gesagt, dass wir sowas irgendwann auch mal machen müssen. Und dass es tatsächlich geklappt hat… unglaublich echt, wir hatten so ein Glück! Denn das Wetter ist so wechselhaft und die Wolken stehen oft so tief, dass die Helis nicht fliegen dürfen… zum Glück hatten wir also eine Back-up Reservierung gemacht, dass wir nicht in den 24 Stunden Regen frustriert am Air Base gesessen haben, sondern am nächsten Tag hoch konnten.
Es gibt zwei Gletscher, denn sich die Touris regelmäßig hoch schleppen, Fox und Franz Josef. Wir haben uns für den Fox Gletscher entschieden, der zwar etwas kleiner und auch tiefer (denn tatsächlich ist man inmitten des Eises nur 800 Meter above Sealevel) aber dafür abwechslungsreicher, besonders in den höheren Lagen sein sollte. Nicht dass wir davon irgendeine Ahnung gehabt hätten… die beiden, mit denen Rob Fallschirm gesprungen ist, waren von der Wanderung gar nicht begeistert und hätten sich gewünscht die Heli-Tour zu machen… das hat uns noch mal etwas in unserer Entscheidung ebstätigt…. Aber wenn ich je gezweifelt haben sollte, ehrlich gesagt, vor allem deswegen, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich euch jemals wieder verkaufen kann, dass ich eine abgebrannte Studentin bin, wenn ich euch hier von Helis und Gletscherwanderung erzähle, man verliert jeden Zweifel, wenn man da mit nur sechs Mann im Helicopter sitzt und die Palmen und Farne unter einem verschwinden sieht und über das scheinbar endlose Eis fliegt… wir haben so genaile Wasserfälle (schmelzendes Eis, es ist ja Sommer) gesehen und die Alpen von oben… das ist ein unglaubliches Gefühl. Auch ist Hubschrauber fliegen an sich faszinierend und echt total genial. Das Ding ist ja noch viel wendiger, filigraner, als jedes Flugzeug und so sind wir tatsächlich nur wenige Meter an den Klippen vorbei geflogen, so dass man gemeint hätte, wenn man den Arm aus dem Fenster hält, kann man einen Eiszapfen abreißen.
Nach fünfzehn Minuten Flug hat uns unser Guide Dan (super cooler Australier, der echt fachkundig war, jede Frage beanworten konnte – davon hatten wir viele – und gleichzeitig locker war) mit den Worten „Welcome tot he Ice“ begrüßt. Wow. Da waren wir. Und dann mussten wir uns erst mal ducken und zusammen rollen, denn der Heli ist wieder gestartet und das windet echt ganz schön. Wow. Da waren wir. Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Wir wurden am Boden schon mit Hiking Boots ausgestattet, oben haben wir dann mit so Ice-Spikes ausgestattet. Crampons oder so. Jedenfalls, dass an Halt hat. Außerdem haben wir einen Wanderstock bekommen, der sich als sehr nützlich erwiesen hat.

Ich kann das Gefühl gar nicht richtig beschreiben, wie es ist da oben zu stehen. Mitten im Eis. Im blauen Eis. Denn es ist wirklich richtig weiß und da, wo es etwas schmilzt und zu Wasser wird wird es kristallblau. Als ich von dort oben nach unten geschaut habe, in die Richtung, in die der Heli verschwunden ist, habe ich das Meer gesehen. Zu unserer Rechten war Geröll und Steinmassen und bei einem „Rockfall“ hat es auch richtig gedonnert, als Steine (laut Dan so groß wie ein Auto) den Abhang hinter gerumpelt sind. (Da war übrigens der Ton richtig zeitverzögert, so weit war das entfernt, aber sonst sah es aus wie im Film!!) Zu unserer linken dichter Regenwald, der nach oben immer dünner wurde und die Farne verschwunden sind…. Und so standen wir da, auf einer 300 Meter dicken Eisschicht. Ich habe ein Foto nach dem anderen gemacht, da weiß man gar nicht was man fotografieren soll, weil alles so faszinierend ist. Auf dem Eis haben wir uns schnell wohl gefühlt, das hatte ich mir rutschiger und fieser vorgestellt. Aber Dan hat auch gesagt, Sommer sei die bessere Zeit, da sei das Eis softer und man hätte besseren grip. Und dann ging’s los. Dan hat den Weg getestet, Stufen ins Eis geschlagen und uns gezeigt, wo es sicher ist. Überall gab es Eisspalten, Höhlen, tropfende Spitzen…. Es war echt eine komplett andere Welt. Die Wanderung habe ich als einfach empfunden, aber als wir wieder unten waren habe ich gemerkt wie erschöpft und hungrig ich doch war… ich meine, man ist so voll Adrenalin, dass man das glaube ich nicht merkt. Das ist Faszination pur. Und wir haben oft angehalten, um die kleine sechsköpfige Gruppe zusammen zu halten, Fotos zu machen und dass wir Fragen stellen konnten, wir waren echt fasziniert. Wir hatten echt einen tollen Tag erwischt, die Sonne schien und es war warm, den Flies, den ich noch mitgenommen hatte, habe ich gar nicht gebraucht und Jörn wäre wohl am liebsten in Shorts rumgelaufen  es war auch nicht schlimm windig, wie es da schon mal werden kann. Es war nur schön. Jede Minute.
Wir haben echt tagelang von diesem Erlebnis gesprochen und auch jetzt noch ist es definitiv ein Höhepunkt unserer gesamten Reise. Wir haben einen Gletscher bestiegen! Ürigens so hoch, wie man ohne Kletterhaken klettern kann, wie es für unerfahrende noch sicher ist. Und dieses blaue Eis… ich hoffe, wenn ihr die Fotos seht, wisst ihr was ich meine. Jörn und ich sind ja beide keine Skifahrer, das heißt, wenn wir schon so begeistert von Schnee, Eis und Bergen sind, will das echt was heißen.

Aber auch unten am Gletscher ist die West Coast faszinierend. Die Leute haben hier eine eigene Mentalität, etwas eigenbrödlerisch. Aber dafür ist alles sehr originell  die Küsten sind wild, urig, alles ist voll Treibholz, oft ist mehr Holz als Sand am Strand, weil der Regenwald ja bis an die Küste wächst und alles ist voll Possums, Ferrets und Stoats, ich glaube letzteres nennen wir Hermelin?! GEVIECHS. Alles voller Viecher :O) Sandflies sind hier auch eine echte Plage, aber dank Robert und Anti-Brumm bleiben wir immer verschont, wenn alle Fluchen.

Unser Weg entlang der West Coast hat uns vom Haast Pass, über die Gletscher-Region, nach Hokitika, Greymouth, Punakaiki (noch mal Pancake Rocks im hellen anschauen, immer noch genial!!!) bis hoch nach Westport, wo wir uns die wunderschöne Tauranga Bay angeschaut haben bis hoch nach Westport geführt, wonach die Straße irgendwann einfach zu Ende ist….
Wir haben tolle Szenerien, direkt am Straßenrand, gesehen, ständig die Meerluft in der Nase gehabt, faszinierende Rockformations und Küstenabschnitte gesehen und echt das komplette West Coast Paket mitgenommen. Wirklich ein faszinierender Landstrich. Aber ich verstehe auch, warum dort kaum jeand wohnt…
Ein nicht so schönes Erlebnis hatte ich in einem Abenteuer-Hostel am Berg… dort musste man erst 15 Minuten sich steil den Berg hochschleppen, bevor das Haus aus dem Nichts aufgetaucht ist. Unten hatten wir schon alles was wir für die Nacht brauchen in den Rucksack gepackt, Reisetasche hochschleppen ist hier unmöglich. Der Weg ist schmal und rutschig, es geht steil den Hang runter. Das Haus ist echt schön und der Sonnenuntergang den man von dort sieht genial. Wir haben uns etwas geärgert, da wir dort waren, als die Chile-Erdbeben-Geschichte war und die Besitzerin eine Deutsche, nichts erzählt hat und isch auch auf unsere Nachfragen nicht bereit erklärt hat mal für uns Nachrichten zu schauen oder so… denn dort oben gab es weder Strom noch Radio, Fernsehen geschweigeden Internet…. Ich habe mich während meiner ganzen Reise nicht so abgeschieden gefühlt. Zur Sicherheit wurden übrigens in ganz Neuseeland die Strände gesperrt – und die Mädels aus dem Backpacker wollten Baden gehen und wussten gar nix von den Ereignissen…. Als wir abend sin der nächsten Unterkunft angekommen sind, wurden wir sofort informiert und auf den neusten Stand gebracht…. Irgendwie finde ich sowas selbstverständlich. Warum sind die Deutschen eigentlich immer so ätzend?! Komisch war die Tante auch, weil sie mit einigen Gästen Deutsch geredet hat, auch bayrisch, sodass man echt wusste, die kommt daher, aber sich uns gegenüber geweigert hat deutsch zu reden, was total strange war… irgendwie hat mir das auch gezeigt, dass eine Unterkunft genial sein kann wie sie möchte, am Ende, was unsere bisherigen Unterkünfte so heimisch und herzlich gemacht hat, waren die Kiwi-Hosts…. Naja. Das doofe war, dass ich auf dem Weg runter zwar vermeiden konnte den Abhang runter zu stürzen, mich dadurch aber so doof beim Fallen verdreht habe (ich dachte nur, nicht den Abhang runter, nicht den Abhang runter) dass man großer Zeh auf seine doppelte Größe angecshwollen ist und auch heute zwie Wochen später noch weh tut. Naja. Aber da war dann für den schimpfenden Jörn, der die Deutsche am liebsten erschlagen hätte, der Vormittag erst mal gelaufen 
Etwas enttäuscht waren wir auch von dem gehypten Buller-River, über dem Neuseelands längste Hängebrücke baumelt… nach zehn Minuten waren wir Weg, ein nettes Foto, aber darum wird eindeutig zu viel Hype gemacht, vor allem im Vergleich zu anderen Hängebrücken, über die wir schon wagemutig geschaukelt sind.

Die West Coast an sich lohnt sich aber, für jeden der nach unseren Berichten auch eine NZ-Reise plant  außer den Gletschern gibt es da kaum Touren und Attraktionen – aber der Westland National Park an sich, die Wälder und Buchten, dieses wilde, einsame, verlassene…. Das ist schon eine ganz eigene Welt. Und unser Trip auf den Fox Gletscher war ein Erlebnis für’s Leben. Definitiv.

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