Sonntag, 3. Januar 2010

Die Tränen des Taranaki – Grüße vom Vulkan

Ich habe meinen Laptop schon an vielen ungewöhnlichen Orten ausgepackt. Aber noch nie auf einem aktiven Vulkan. Ich war noch nicht mal auf einem… bis jetzt. Also, hallo und viele Grüße vom Mount Taranaki. Nicht von der Spitze natürlich. Dort liegt Schnee und die Wolken flitzen über die Gesteinsbrocken, sodass der Berg immer wieder komplett eingehüllt ist. Ich stehe auf dem obersten Carpark, dort wo der große Walk beginnt, de man heute wegen des starken Windes wohl nicht machen sollte – zumindest, wenn man unerfahren ist, so wie wir. 60 Menschen sind hier nämlich schon gestorben. Das ganze Auto wackelt übrigens vom Wind. Und das obwohl wir mal wieder unseren ganzen Besitz dabei haben. Ich habe mich gerade schon zehn Minuten durchpusten lassen und hatte jeden Moment Angst umzufallen. So starken Wind habe ich noch nie erlebt. Jörn schleicht immer noch über die Pfade, bewaffnet mit der Kamera. Gut für euch also. Weil ich habe sehr gern von unten Fotos gemacht hier oben bleibt die Klappe vom Camcorder keine zwei Sekunden offen und Jörn musste mir sogar die Tür aufhalten vom Auto weil ich sie von innen nicht aufbekommen habe. Dazu scheint mir jetzt, auf keine Ahnung wie viel Metern Höhe und einem ewig weiten Blick über die sonst flache, grüne Landschaft, mit vielen Schaf- und Kuhweiden und hohen Gräsern, die fast schon etwas Kärnten-mäßig aussieht, die Sonne auf die Nase. Dieser Spitze, ebenmäßige Berg soll an den Fujio erinnern sagt unser Reiseführer. Und das Bild das ich gerade aus der Beifahrerscheibe sehe, sieht tatsächlich etwas so aus, wie die Fotos, die ich schon gesehen habe. Wusstet ihr eigentlich, dass „The Last Samurai“ gedreht wurde? Rund um diesen Berg? In Neuseeland? Mystisch ist das auf jeden Fall. Und unwirklich. Weil der Vulkan, von dem Experten übrigens meinen, dass ein Ausbruch längst überfällig sei, so gar nicht in die sonst friedliche Landschaft passt und hier echt ziemlich Unruhe reinbringt, als ob von ihm wirklich etwas Bedrohliches ausgeht. Also ehrlich, selbst wenn ich nicht wüsste, dass das ein Vulkan ist, hier ist jetzt nicht so der gemütlichste Ort zum Verweilen. Obwohl die Täler und die Landschaft drum herum mit Laub- und Kiefernwald und vielen Feldern so schön ist… Jetzt sieht man gerade übrigens, wie es auf der Bergspitze schneit. Zumindest bilde ich mir das ein.
Jörn kommt jetzt wieder und strahlt richtig Kälte aus. Ich glaube er ist genauso fasziniert, wie ich. Man kann sich schon vorstellen, was in der Natur für Gewalten lauern wenn man hier auf dem Vulkan steht und die Erde wackelt, vom Wind. Und die Wolken so schnell rasen, dass man die Schatten auf dem Boden „rennen“ sieht. Und auf der Bergspitze sieht man noch die Lavaspuren des letzten Ausbruchs… liest diesen Blog eigentlich irgendjemand der in der Mittelstufe mit mir mal Erdkunde bei Herrn Voß hatte und ein Jahr lang nur Hauptstädte der Welt auswendig gelernt und Vulkan-Filme geschaut hat? Nein? Jedenfalls komisch, dass wir die Vulkan-Filme bevorzugt haben, oder? Ich fühle mich gerade ganz stark daran erinnert. Hier könnte Herr Voß, wenn es ihn denn noch gibt, definitiv sein Material pimpen.
Jörn hat übrigens gerade gesagt: „Ich dachte wir gucken uns da so einen Berg an… und jetzt ist das besser als Autokino.“ Sehr treffend.
Das ist die wohl bislang beeindruckenste Aussicht unserer Reise, 2518 Meter hoch, vor 350 Jahren zuletzt ausgebrochen.
Wir übernachten übrigens im friedlichen Teil der Taranaki Region. Im Wheatly Downs Farmstay in Hawera, einer Cattle-Farm, wo Türen nicht abgeschlossen werden und die Backpacker ein eigenes Haus haben… mit Ausblick auf Kühen und Weiden, ebenfalls in der Taranaki Region im Central-West-Teil der Nordinsel. Sehr schnuckelig, gemütlich und einsam und genau was man sich nach so einem ehrfürchtigen Tag wünscht.
Wen’s interessiert, hier noch was zur Taranaki-Geschichte. Der Maori-Sage nach, gehörten eins alle Berge des Central Plateau zusammen… der Tongariro, der Chef sozusagen, der Taranaki mit seiner Geliebten (Vulkan Pihanga bei Taupo) ertappt und seinen Rivalen verbannt hat. Daraufhin ist Taranaki also aus dem Central Plateau hier in den Westen geflüchtet und verbirgt sein Gesicht hinter einer Tränenwolke aus Trauer um Pihanga. Das ist ürigens der Grund, warum die Gegend zwischen Tiranga und Taranaki so schwach besiedelt ist – die Maori hatten immer Angst, dass die beiden Vulkane sich vereinen aus Sehnsucht oder sowas und irgendwann das ganze Tal zerstört wird durch den massiven Ausbruch.
Bevor wir auf den Berg gefahren sind, waren wir übrigens in Stratfort, einem Örtchen, das nach Shakespear Geburtsort benannt wurde und diesen auch als „Thema“ hat… Ausstellungen,.Filme, selbst das Glpckenspiel, das Romeao und Julia in einem auf britisch gemachten Turm nachspielt, schreit viktorianisch…. Ein bisschen Kultur gab’s also auch.
Noch ein paar abschließende Worte, jetzt, wo wir wieder runter sind vom Berg. Jörn hat mehrfach gesagt, dass ihn noch nie ein Berg so fasziniert hätte und das finde ich auch, obwohl wir beide keine Bergfreaks sind und sonst weder wandern noch canyoning-action machen und nicht mal Skifahren. Aber so eine gigantische Erscheinung erinnert einen schon daran, dass man Entscheidungen treffen kann, so viele man will, am Ende ist es alles nichtig, weil die Natur mit einem Schlag über so viele Möglichkeiten verfügt Leben zu schaffen oder auszulöschen. Ja man wird schon philosophisch. Unser Rückweg hat uns über New Plymouth, der größten Stadt der Taranaki-Region und den Surf Highway 45 leider im dunkeln, so dass wir von dne Stränden nix mehr gesehen haben, zur Unterkunft geführt. Wheatly Downs, eine Farm im Nichts, 500 Meter durch die Botanik und dann über eine Wiese zu einem seperaten Farmhaus. Leider hatten wir etwas Pech mit dem Zimmer, das als einziges nicht außerhallb lag, sondern zwischen Küche und Klo, da war der Schlaf nicht ganz so erholsam und für unseren Geschmack waren wieder zu viele Deutsche unterwegs  aber sonst ein Backpacker bzw. Farmstay nach meinem Geschmack, nur zehn Betten oder so und mitten im Nirgendwo. Und jetzt schauen wir mal, wo wir Kaffee her kriegen 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen