Donnerstag, 28. Januar 2010

Leben auf dem eigenen Fjord – mit der Fähre auf die Südinsel

Wir sind auf der Südinsel. So lange haben wir davon gesprochen, jetzt sind wir da. Manchmal muss man sich daran echt erinnern. Hier kann man sich gut erinnern – denn hier beginnt ein neues Kapitel und ein neuer Maßstab. Wir wohnen gerade auf einem eigenen Fjord. Auch wenn Rob sagt, es sei kein Fjord, sondern ein Unterwasser-Gebirge… es sind die Marlborough Sounds im Norden der Südinsel und ich habe das Gefühl, dass wir den Kenepuru Sound hier für uns allein haben… im Moment schaue ich von einer Bank auf Berge und Glasklares Wasser, das still zu stehen scheint. Das ist das Meer. Schwer vorzustellen.
Gestern sind wir angekommen. Nach einer doch etwas anstrengenden Überfahrt mit der Fähre von Wellington, bei der uns der Seegang so durchgeschaukelt hat, dass Jörn so Seekrank geworden ist, dass er in einem Spielauto eingeschlafen ist, haben wir uns eigentlich sehr auf Picton gefreut. Da waren Jörn und ich 2008 schon mal und haben einen einsamen, traumhaften Tag verbracht. Damals hatten wir etwas das Gefühl, die einzigen Menschen auf der Welt zu sein…
Gestern war das anders – da war Stadtfest und richtig was los in Picton… Musik, Bühne, ein Markt, eine Fun-Regatta im Hafen… außerdem hat sich der Ort schon sehr verändert, es wird gerade viel gebaut, Unterkünfte eigentlich nur. Picton, als Fähranlegeort, lebt vom Tourismus haben wir gemerkt… Im Trubel haben wir dann in einem Restaurant unser erstes Südinsel Seafood gegessen – Chowder und Muscheln. Sehr gut. Und endlich mal wieder was anderes als Brot mit Senf :)
Dann habe ich mich noch mal schlau gemacht, wie wir zu der entlegenen Unterkunft kommen, zu der die Fahrt 3,5 Stunden dauern sollte. Allerdings bestand die Wegbeschreibung aus zwei Straßen und die waren sogar ausgeschildert. Für deutsche Verhältnisse unvorstellbar, dass einzelne Straßen ausgecshildert sind…. Hier ist das ständig so. Naja… die eine Straße führte tatsächlich 3 Stunden über zahlreiche enge Kurven auf Gravelroad und schmale, für Gegenverkehr untaugliche Straßen in die Hopewell Lodge. Die liegt einfach am Ende der Straße. Lynley hat uns sehr herzlich empfangen, uns Kaffee und einen selbstgebackenen Brownie gebracht und uns herum geführt. Uns ist allen die Kinnlade runter geklappt. Ich wusste, dass das seit sieben Jahren das bestbewertete Hostel im Land sein soll. Sonst hätte ich die Unterkunft nicht ausgesucht. Aber Hostel?! Das war ein Resort. Wir haben unsere eigene Hütte, fast ein eigenes Bad, eine gigantische Küche, einen tollen Wohnbereich, einen Whirlpool mit Meerblick, wir können Angeln, Kayak fahren am Privatstrand relaxen… aber was sage ich, Privatstrand… hier ist ja alles privat. Das ist, wie auf einem eigenen Fjord. Eine einsame Insel der Glückseligkeit. Jetzt weiß ich auch, warum ich so viele Leute online gefunden habe, die von ihrer Honeymoon-Unterkunft dort erzählt haben :) unglaublich romantisch. Wir sind gleich auch romantisch. Und sammeln Muscheln, ja eigene Muscheln. Mal sehen ob wir was finden. Drückt uns die Daumen!
Nachtrag: Ich bin satt. Satt und betrunken von einer guten Flasche Pinot Gris von Host Mike, der uns auch Zitrone, Vinaigrette und Euqipment zur Verfügung gestellt hat… wir haben nämlich nicht nur einen riesigen Eimer voll Austern, grünen Muscheln und Miesmuscheln gesammelt, zubereitet, gekocht und gegessen – sondern auch zwei eigene Fische gefangen. Ich hatte einen Snapper an der Angel, war der lecker. Jemand Vegetarier hier? Sorry für meine Ausführungen. Aber ihr habt das Essen meines Lebens verpasst. Wir haben alles selbst aus dem Meer geholt! Selber zubereitet! Bis mitten in die Nacht. Und jetzt sind die Jungs im Whirlpool – mitten in der Nacht. Und hören das Meer rauschen. Ich gehe gleich auch noch. Schließlich müssen wir morgen fahren… aber vorher kriegen wir noch ein selbst gebackenes Brot. Halleluja. Aber vom Angeln sollte ich was erzählen… ich war noch nie Angeln. Deshalb wusste ich ehrlich gesagt nicht was ich tue. Aber wir haben eine tolle Einführung gekriegt. Und viel Köder „You need big chunks, you wanna catch a big fish“ – und es hat nicht lang gedauert, da hat der Soezialitätenfisch schlechthin angebissen – der red Snapper. In Deutschland nur in teuren Restaurants zu haben. In Hopewell kann man ihn einfach aus dem Wasser holen… wir hatten echt Spaß beim Angeln, auch wenn das nur der Nebeneffekt einer szenischen Ruderboot-Tour war :) das Meer war so ruhig und klar, dass man die Fische sehen konnte… echt toll. Als wir nicht mehr sitzen konnten sind wir zurück und haben unter neidischen Blicken alles zubereitet. Die Muscheln zu sammeln war einfach… die Austern lagen einfach rum, ehrlich. Alles voll. Sowas hab ich noch nie gesehen. Mike hatte gesagt nur kleine, einzelne, runde mitnehmen, die seien am einfachsten zu öffnen. Und nach zwnzig Minuten war der halbe Eimer voll. Die green lipped und die Miesmuscheln haben iwr abgepflückt. Keine Kunst. Dann gesteamed bzw. gekocht, mit Weißwein, etwas Knoblauch und der süß-pikanten Geschmacksexplosion von Mike gegessen… toll! Den Fisch haben wir gebacken im Backofen mit Zitrone, bis er von den Gräten abgefallen ist. Toll. Ein unvergessliches Erlebnis. Ein Tag wie aus einer anderen Welt. Ein Tag, den ich nie vergessen werde. Und jetzt gehe ich in den Whirlpool. Um der Dekadenz das Sahnehäubchen aufzusetzen…

Eine kleine Ergänzung zum Paradies habe ich noch: Honey. Honey ist eine Katze, keine Ahnung was für eine Rasse, ein dickes Fellknäuel, riesig, dick, haarig, niedlich. Und Honeys Lieblingsessen sind Austern. Was zu Hause undenkbar wäre: Austern kriegt Honey eigentlich jeden Tag. Auch von uns. Denn niemand kann alle Essen, die er mitbringt. Und wenn doch nichts übrig bleiben sollte, leckt Honey die Schalen ab. Weil Jörn wohl besonders großzügig war, hat er in Austern-Honey jetzt wohl einen Freund für’s Leben gefunden… die Austern-Katze. Wenn das nicht Luxus pur ist, weiß ich auch nicht ;)

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