Sonntag, 3. Januar 2010

Krater statt Vulkan - Tongariro und Taupo

Nein, heute kann ich nicht stolz erzählen, den Mount Tongariro bezwungen zu haben. Trotz zwei Nächten im National Park sozusagen am Fuße des Vulkans neben dem „Schicksalsberg“ aus dem Herrn der Ringe, konnten und durften wir nämlich nicht hoch. An Tag eins hat es gegossen, dazu war der Nebel so tief, dass man den Berg nicht mal sehen konnte. Etwas enttäuscht standen wir also mit mühevoll zusammengestelltem Wanderoutfit und perfekt gepackten Rucksäcken um 5 Uhr morgens vor dem Shuttle Bus als Host Callum die schlechten Nachrichten verkündet hat und wir sozusagen direkt zurück ins Bett gefallen sind. Am zweiten Tag war’s dann noch schlimmer, da sind wir gar nicht mehr aufgestanden um uns auf 5 uHr früh fertig zu machen. Da hat es nämlich geschneit – und niemand, auch die mit richtiger Bergsteiger-Ausrüstung nicht. Ich weiß jetzt jedenfalls, warum die das Crossing in „Alpin Crossing“ umbenannt haben… wenn im 40km entfernten Taupo Badewetter ist, kann’s im National Park auf knapp 1000 Metern Höhe nämlich schneien… im Januar… also hier, im Hochsommer. Callum, der Host der Lodge in der wir übernachtet haben (zauberhaftes eigenes Häuschen übrigens) hat uns aber ganz gut unterhalten, uns mit Info-Material versorgt und eigene Geschichten erzählt. Zum Beispiel, dass er Profi „Mountain Runner“ ist. Wusstet ihr, dass das ein Sport ist? Ich nicht. Jedenfalls ist er im Nationalteam der Kiwis und trainiert im Kiwi-Sommer in den verschneiten Alpen, weil die Europäer das mit dem Mountain-Running wohl sehr exzessiv betreiben – mein Callum. Jedenfalls hat er den Tongariro schon mal in nicht mal 1,5 Stunden geschafft. Fast 20 Kilometer! Irre Steigung! Er hat erzählt, dass er so krass gerannt ist, dass er auf den letzten drei Kilometern ständig hingefallen ist und sich übergeben musste, weil er auf einem Auge nichts mehr gesehen hat… und danach erst mal medizinisch versorgt werden musste. Warum er sowas machen würde, habe ich gefragt. Und er hat sich umgeschaut und „Prizemoney“ gesagt – ob er mit dem Geld an seiner Lodge was gemacht hat? Keine Ahnung. Aber tierisch beeindruckend. Callum liebt den National Park jedenfalls, ist schon über hundert Mal über den Berg gerannt und spaziert und hat total euphorisch „Really, I could live up there, everytime I go it’s different and there are so many things to see, but life is just too short to do it all up there“ gesagt.. wir waren beide sehr von ihm fasziniert.

Statt Vulkan haben wir uns dann eher gemütlich Krater angeschaut. Die Craters of the Moon in Taupo. Im Reiseführer wurde ein Mondlandschaftsspaziergang von ca. einer Stunde versprochen, das klang gut. Dass wir allerdings mitten in Kratern und Dampfwolken, in Matschgeblubber und Wasserzischen stehen würden, wo neben einem buchstäblich die Erde brodelt… das hätten wir nicht gedacht.

Die Krater haben wirklich ausgesehen wie eine Mondlandschaft, gerochen hat’s dort nach faulen Eiern, die Luft war warm wie überm Nudeltopf und geklungen hat das Spektakel wie ein Staubsauger. In Kombination war das wirklich ziemlich abgefahren und wir haben dort bestimmt 2,3 Stunden verbracht.

Danach ging’s noch zu den Huka Falls, beeindruckende, reißende Wasserfälle, leider war es an diesem Tag wegen des schönen Wetters echt überlaufen, so dass wir zum ersten Mal in NZ wirklich um den Parkplatz kurven mussten, um eine freie Lücke zu finden oder zu hoffen, dass jeamdn weg fährt. Daran bin ich jetzt schon nicht mehr gewöhnt. Und eben auch das faszinierenste Naturschauspiel verliert seinen Reiz, wenn Touris mit Eis am Stiel dran vorbei stapfen und am besten noch ihren Müll fallen lassen… das hat dann nicht mehr viel Natürliches.

In Taupo hätte es echt noch viel mehr gegeben, was uns interessiert hätte. Da haben wir ziemlich schnell vergessen, dass wir ja eigentlich auf den Tongariro klettern wollten…

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